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Die Legende

Der Krampus

 

https://www.mein-oesterreich.info/brauchtum/krampus.htm

 

Wie sehr die Figur des Krampus in tiefem Aberglaube verwurzelt ist, lässt folgende Legende erahnen: "Irgendwo in einem Ort in Österreich lebte ein unglückliches Ehepaar, das ein Kind hatte, welches niemals gehorchen wollte und ihnen deshalb sehr viel Verdruss machte. Selbst die Drohungen der Mutter, das Kind wurde vom Krampus geholt, wenn es nicht folgsam sein wollte, konnten daran nichts ändern. Am Abend des Heiligen Nikolaus kam ein furchtbar hässlicher Krampus ins Haus, der die Eltern fragte: 'Darf ich dieses böse Kind mitnehmen?" Die Eltern, die keinen Krampus bestellt hatten, meinten, es handle sich um einen Nachbarn, der sich einen Spaß machen wollte, und antworteten: 'Ja!' Der Krampus fragte noch einmal, ob er das Kind mitnehmen dürfe, und wieder erlaubten es die Eltern. Daraufhin fragte der Krampus ein drittes Mal: 'Darf ich es wirklich mitnehmen?' Als die Eltern es zum dritten Mal erlaubten, nahm der Krampus das Kind mit sich und ging zur Tür hinaus. Als die Eltern einen herzzerreißenden Schrei von draußen hörten, liefen sie sofort hinaus, um nachzusehen, wohin der Krampus mit dem Kinde gegangen sei. Aber vom Kind war nichts zu sehen. Auf dem frisch gefallenen Schnee wa­ren auch keinerlei Spuren zu erkennen. Das Kind blieb für immer verschwunden."

Der Krampus ist im alpenländischen Brauchtum eine Schreckgestalt der Adventszeit, die den Heiligen Nikolaus begleitet. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus, dem bösartigen Widerpart des Nikolaus, bestraft. Bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts war die­ser Aspekt des Krampus als Schreckgestalt mit geschwärztem Gesicht, der den unartigen Kindern Prügel androhte, viel stärker betont.

Der Name leitet sich vom altdeutschen Krampen = "Kralle" oder vom bairischen "Krampn" = etwas Lebloses, Vertrocknetes oder Verblühtes ab.

Im bayerischen Alpenvorland und im österreichischen Salzkammergut ist der Krampus eher unter der Bezeichnung "Kramperl“ geläufig. Im Salzkammergut kommt auch die vom Namen "Nikolaus" abgeleitete Bezeichnung "Niklo" vor. Der Krampusbrauch war ursprünglich in ganz Österreich verbreitet und wurde dann zur Zeit der Inquisition verboten, da es bei Todesstrafe niemandem erlaubt war, sich als teuflische Gestalt zu verkleiden. Jedoch wurde dieser Winterbrauch in manchen schwer zugänglichen Ortschaften weitergeführt. Die Vorläufer der heutigen Krampusse waren, unter den Namen "Teufel", die Begleiter des Nikolausspieles. Ausgehend von den Klosterschulen (Kinderbischofsfest) hatte sich seit Mitte des 17. Jahrhunderts der Einkehrbrauch entwickelt: Von Schreckgestalten begleitet prüft und beschenkt der Heilige Nikolaus die Kinder, während die Unartigen vom "Teufel" bestraft werde. Auch solche Volksbräuche wurden häufig von kirchlicher und weltlicher Obrigkeit verboten, denn man hielt sie für unzeitgemäß und sah in ihnen Anlass für Streitigkeiten und Unmoral. Früher waren nämlich die Krampusse auch ein Element der sozialen Kontrolle. Sie rügten die Sitten der Bevölkerung, bestraften geizige Bäuerinnen und zu strenge Dienstherren. Oft stellten sie auch der Obrigkeit "die Rute ins Fenster".

Im Zeitalter der Aufklärung sah man in diesen Bräuchen einen Ausdruck der Rückständigkeit und eine Untergrabung von Sitte und Ordnung. Doch die Bräuche fanden weiter im Geheimen statt und wandelten sich stetig und verschwanden schließlich ganz.

Um 1900 entdeckten und veränderten folkloristische, soziale und wirt­schaftliche Bestrebungen die Bräuche wieder.

In Österreich wird heutzutage der hl. Nikolaus, der am 6. Dezember die Kinder beschenkt, von Krampussen begleitet. Diese zotteligen Wesen sehen in ihren Fellkostümen und kunstvoll geschnitzten Holzmasken ganz furcht­er­re­gend aus. Große Glocken, die die Krampusse an Ketten um die Hüften gebunden haben, kündigen die finsteren Gestalten schon von weitem an. Unter den Krampusmasken verstecken sich meist Jugendliche, die großen Spaß daran haben, Passanten zu erschrecken und Gleichaltrigen mit ihren Ruten hinterher zu jagen. Dabei machen sie von ihren langen Ruten auch regen Ge­brauch. Wobei mancherorts seitens der Kinder eine Mutprobe erfolgt, in dem sie versuchen, die Krampusse zu reizen, ohne erwischt oder geschlagen zu werden.

Moderne Zeiten: Rund um die Krampusläufe werden Angstbewältigungsseminare für die Bevölkerung angeboten, die Krampusse selbst müssen sich mancherorts einem Verhaltenskodex unterwerfen, der Alkoholkonsum und das Schlagen von Passanten verbietet.

 

Krampusse trifft man nicht nur Anfang Dezember nach Einbruch der Dun­kelheit auf den Dorfstraßen, sondern auch bei großen Krampusläufen, wo mehrere hundert Krampusse durch die Fußgängerzonen der Altstadt jagen, ein Beweis mehr, dass sich der echte Brauch in eine reine Folkloreshow verwandelt hat.

In diesem Brauch ist nicht nur der in der christlichen Kultur verankerte Ge­gen­satz zwischen dem guten (beloh­nenden) Nikolaus und dem bösen (bestra­fen­den) Krampus zu sehen, also der "schwarzen" Pädagogik, es wurzeln hier vielmehr auch Reste eines heidnischen Perchtentreibens. Das Treiben der maskierten Perchten und Krampusse gehört auch zum großen Kontext des Sich-Maskierens, das mit bestimmten Freiheiten und Lizenzen verbunden ist. Solche vorübergehende Umkehrungen vom Normalen zum Über die Stränge schlagen, finden sich in vielen Kulturen. Darüber hinaus stecken in dieser Figur auch magische Fruchtbarkeits- und Winteraustreibe Riten der vorchristlichen Kulturen.